UK-Regierung veröffentlicht Daten zu Frauen-Leben mit HIV
Im Vereinigten Königreich (UK) ist die Zahl der neuen HIV-Diagnosen bei Frauen in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Von diesem Trend berichtet die Behörde „Public Health England“ (PHE) in ihrer Ende Oktober veröffentlichten Studie „Women and HIV in the United Kingdom“. Der Rückgang lässt sich, so PHE, auf die geringer werdende Zahl von Frauen aus so genannten Hochprävalenzländern zurückführen.
Die Daten aus dem UK zeigen auch, dass Frauen mit HIV weiterhin später als Männer mit HIV von ihrer Infektion erfahren. Das liegt vor allem daran, dass Symptome bei Frauen seltener als HIV-spezifisch erkannt werden. Für jede zweite Frau vergehen drei bis fünf Jahre, bevor sie von ihrer HIV-Infektion erfahren. Während die Test-Rate für Männer, die Angebote zur sexuellen Gesundheit nutzten, bei fast 80 Prozent lag, liegt diese Rate bei Frauen lediglich bei 57 Prozent.
Auf über 50 Seiten liefert die Studie umfassende, auf Frauen bezogene Zahlen und Daten, auch in grafischer Darstellung, zum Ende des Jahres 2017. Beispielsweise finden sich Angaben zur epidemiologischen Situation, zur Reichweite von HIV-Testungen und zur Lebensqualität von Frauen mit HIV im UK. Auch Daten zu trans-Frauen wurden einbezogen. So seien unter den insgesamt 28.669 Frauen mit HIV 114 gewesen, denen bei der Geburt ein anderes Geschlecht zugeschrieben wurde.
Während Frauen in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts unter den Menschen mit HIV weniger als 20 Prozent stellen, ist im UK jede dritte Person mit HIV eine Frau. Jede vierte neue Diagnose wird im UK bei einer Frau gestellt. Die medizinische Versorgung von Frauen mit HIV ist nach Angaben von Public Health England (PHE) hervorragend. So liege bei 96 Prozent aller Frauen mit einer HIV-Therapie die Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze.
Die britische HIV-Vereinigung BHIVA nennt die Studie in ihrem Twitter-Kanal einen „Stigma zerschlagenden Bericht“. In einem Vorwort zum staatlichen Bericht kommentieren Vertreterinnen von Nichtregierungsorganisationen (NGO) die Studie. So fordern das Sophia Forum und der Terrence Higgings Trust, nicht länger von einer „Mutter-zu-Kind-Infektion“ zu sprechen, sondern weniger emotional aufgeladen von „vertikaler Übertragung“. Auch sei zu unterscheiden zwischen dem Übertragungsweg „heterosexuell“ und der sexuellen Orientierung von Frauen.
Die NGO und PHE sind sich im Bericht einig: Das Gesundheitssystem im UK ist trotz der vorgelegten Daten nicht ausreichend an den Bedürfnissen von Frauen orientiert, zumal der Anteil von älteren Frauen mit HIV wächst. Zudem seien Frauen mit HIV in der einschlägigen Forschung unterrepräsentiert.