Kampagne erinnert an ältere Frauen mit HIV
Sie wollen ihre Erfahrungen weitergeben. Sie wollen eigene Netzwerke. Und sie wollen eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung. Das sind nur drei von insgesamt acht Forderungen, die Frauen über 50 mit HIV im Großraum London formuliert haben. Mit der Kampagne „We are still here“, auf Deutsch etwa „Uns gibt es noch“, machen die Frauen darauf aufmerksam, was das Älterwerden mit HIV für sie bedeutet.
Zusammengetragen hat die Forderungen die englische Wissenschaftlerin Jacqui Stevenson. In ihrem Promotionsprojekt zur Genderforschung hat sie partizipativ mit Frauen mit HIV gearbeitet. Zentrales Ergebnis: „Die Erfahrungen von Frauen mit HIV, die über 50 sind, werden zu wenig wahrgenommen und zu selten gewürdigt.“ Mit der Kampagne, die das Sophia-Forum jüngst veröffentlicht hat, soll sich das ändern. „Sichtbarkeit, Beteiligung und Forschung“ sind daher zentrale Begriffe für „We are still here“.
Obwohl die modernen Therapien das Leben für Menschen mit HIV deutlich verlängern, ist wenig über die Folgen des Älterwerdens bei Frauen bekannt. „Die Auswirkungen von Schmerzen, Nebenwirkungen und Wechseljahren müssten besser erforscht werden, um den Frauen helfen zu können“, heißt es auf der Webseite des Sophia-Forums. Außerdem sollte der Austausch unter den Frauen gefördert werden, damit sie sich gegenseitig unterstützen können.
Eine weitere Forderung der Kampagne gilt der Erforschung des so genannten Survivor Conflicts. Viele Frauen beschreiben, wie froh und dankbar sie für ihr Überleben sind, während sie gleichzeitig um verlorene Chancen und Beziehungen wegen ihrer HIV-Infektion trauern. Wie die Frauen mit dem Überlebenskonflikt umgehen, könnte, so Stevenson, beispielhaft für Menschen in ähnlichen Lebenslagen sein.
Auch in Deutschland fordern ältere Frauen mit HIV mehr Information und Empowerment zum Thema Älterwerden. Das belegen die Themenwünsche bei Community-Veranstaltungen im bundesweiten Netzwerk Frauen und HIV/Aids und im deutschen SHE-Programm. Unabhängig von HIV gelten die Wechseljahre als zu wenig erforscht. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat zum Weltmenopausetag am 18. Oktober das Modul „Wechseljahre“ im Frauengesundheitsportal freigeschaltet.