Europäische Aids-Konferenz in Basel eröffnet
Im schweizerischen Basel beginnt heute der 17. Europäische Aids-Kongress, EACS. Bis zum kommenden Samstag werden sich rund 3.000 Fachleute und Engagierte aus Medizin, Wissenschaft und HIV-Arbeit über klinische und andere Aspekte der HIV-Infektion in Europa austauschen.
Bei der größten europäischen Konferenz des Jahres zu HIV stehen die 90-90-90-Zielvorgaben von UNAids im Zentrum, mit deren Hilfe die weitere Ausbreitung von HIV gestoppt werden soll.
Ein Hauptanliegen der Veranstalterin ist die steigende Zahl von HIV-Infektionen in Osteuropa und Zentralasien. Dort stieg nach Angaben von UNAids die Zahl der HIV-Diagnosen zwischen 2010 und 2016 um 60 Prozent. Aus diesem Grund werden etliche Konferenzsitzungen simultan ins Russische übersetzt.
Um Ungleichheiten in der HIV-Versorgung zu beseitigen, werden Anastasia Pharris vom Europäischen Zentrum für Prävention und Krankheitskontrolle, ECDC, und der dänische Infektionsmediziner Jens D. Lundgren in ihren Eröffnungsreden über die dafür notwendigen Maßnahmen sprechen. Als Community-Vertreter wird Alex Schneider aus der Schweiz auf die Ursachen solcher Ungleichheiten in der HIV-Versorgung hinweisen. So leben beispielsweise 1,4 Millionen Menschen mit HIV in Osteuropa und Zentralasien, von denen nur 36 Prozent eine antiretrovirale Therapie erhalten. Daher wird ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz darauf zielen, Wissenslücken zwischen Ost und West zu überbrücken und die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Kliniken zu verbessern.
Bei der Behandlung von HIV-Infektionen wird es in Basel auch um die Vereinfachung der antiretroviralen Therapie gehen, die künftig mithilfe von monatlichen Injektionen möglich sein soll. Neues zur Impfstoffforschung und zur Suche nach einem Heilmittel findet sich ebenfalls im viertägigen Programm.
Neben der Therapie von HIV sind Aufklärung und Prävention feste Programmpunkte beim EACS. Studien belegen, dass die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP), also das vorbeugende Einnehmen von antiretroviralen Medikamenten, eine wirksame Präventionsstrategie ist. Auch wenn viele europäische Länder die Umsetzung von PrEP vorantreiben, gibt es immer noch Regionen und Menschen, für die kein entsprechendes Programm vorhanden ist.
Im Community-Programm des EACS wird es vor allem um Antidiskriminierung gehen. „Stigmatisierung ist ein großes Problem“, sagt Alex Schneider. „Für Menschen mit HIV genauso wie für die Prävention. Deshalb haben wir anlässlich des EACS die Kampagne “NoHIVStigma“ geschaffen. Kongressgäste und die Schweizer Öffentlichkeit sollen die bislang noch zu wenig bekannte Information U=U weitergeben.“ Die Formel Undetectable = Untransmittable steht für die schon 2008 in der Schweiz veröffentlichten Tatsache, dass sich niemand mit HIV anstecken kann bei Menschen mit einer nicht nachweisbaren Viruslast.