Repräsentative Daten zu Sex und Gesundheit in Deutschland
Rund zwei Jahre nach ihrem Start sind die ersten Daten aus der repräsentativen Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“, kurz Gesid, öffentlich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) haben fast 5.000 Erwachsene befragen lassen. Dabei ging es um ihr Sexualverhalten, ihre Einstellungen zu Sex, Liebe und Partnerschaft, um Lust und Zufriedenheit, Schwangerschaft, Funktionsstörungen, sexuell übertragbare Infektionen (STI) und Erfahrungen mit sexueller Gewalt.
Die Gesid-Ergebnisse werden nach und nach in sogenannten Informationsblättern veröffentlicht. Acht solche Blätter wurden vergangene Woche ins Internet gestellt. Danach haben die meisten heterosexuellen Deutschen zwischen vier und fünf Mal im Monat Sex. „Betrachtet man die sexuelle Aktivität in den vergangenen vier Wochen, so haben Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren etwa fünf Mal pro Monat Sex, die 36- bis 55-Jährigen etwa vier Mal im Monat“, heißt es in der Pressemitteilung.
Beim Wissensstand zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) liegt HIV/Aids als bekannteste STI mit 71,2 Prozent vorn. Den zweitplatzierten Tripper (Gonorrhoe) nannten 38,6 Prozent der Befragten. Auf dem dritten Platz landete die Syphilis, sie nannten noch 31,9 Prozent. Frauen kannten sich bei fast allen STI besser aus als Männer; Chlamydien nannten mit 15,6 Prozent doppelt so viele Frauen wie Männer (7,8 Prozent). Mit der Kampagne „Liebesleben“ kombiniert die BZgA bevölkerungsweite Aufklärung und zielgruppenspezifische Maßnahmen. „Es ist uns ein Anliegen, die Kommunikationsfähigkeit zu STI im ärztlichen Beratungsgespräch zu erhöhen“, sagte BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss. Denn in der Bevölkerung bestehe Bedarf, in der ärztlichen Praxis über sexualitätsbezogene Gesundheitsprobleme zu sprechen.
„Wir haben eine Vielzahl bedeutsamer Daten erhoben, die wir in den nächsten Monaten weiter auswerten und mit den Daten aus anderen Ländern in Beziehung setzen können“, erläuterte Peer Briken, Direktor des Instituts für Sexualforschung am UKE. Die meisten europäischen Länder, auch Österreich und die Schweiz, sowie Nordamerika führten bereits seit vielen Jahren repräsentative Studien zur sexuellen Gesundheit durch und könnten damit auch Wandlungsprozesse des sexuellen Verhaltens zeigen. Briken will Sexualität nicht nur im Hinblick auf Probleme, sondern auch im Hinblick auf Ressourcen betrachten. Das Gesid-Wissen soll in den alltäglichen Umgang mit sexueller Gesundheit, gerade auch im Bereich der Medizin, einfließen. „Sexuelle Gesundheit geht die ganze Medizin an.“