Österreich startet neuartigen Lehrgang für Sexarbeiterinnen

3 März 2020

Bereit für eine neue Aufgabe? Interessiert, Neues zu lernen? Mit diesen Fragen kündigt das Wiener Beratungszentrum Sophie einen neuartigen Lehrgang für Sexarbeiterinnen an. In einem sechstägigen Kurs, so das Zentrum, erhalten Fortbildungsinteressierte das Know-how für ein neues Einsatzgebiet. Erfahrene Sexarbeiterinnen können sich für die Sexualbegleitung oder-assistenz qualifizieren.

Sexualbegleitung und -assistenz ist Sexarbeit mit älteren Menschen und mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Meist leben diese Menschen nicht allein, sondern in Familien oder in Einrichtungen. Ihre oft körperlichen, manchmal aber auch psychischen Einschränkungen hindern sie, sexuelle Dienstleistungen auf klassischem Weg, beispielsweise in Bordellen, in Anspruch zu nehmen.

Mit dem neuartigen Angebot reagieren die Volkshilfe Wien und ihre Beratungsstelle Sophie auf den veränderten Umgang mit Sexualität im Alter und bei Beeinträchtigungen. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt) begrüßt das Angebot. „Es ist ein wichtiger Schritt hin zum diskriminierungsfreien und selbstbestimmten Wahrnehmen, Zulassen und respektvollen Ausleben sexueller Bedürfnisse aller Menschen”, schreibt WASt-Leiter Wolfgang Wilhelm in einer Unterstützungserklärung.

Der Lehrgang für die Sexarbeiterinnen soll, so Sophie, auch dem Pflegepersonal dienen: „Sexualbegleitung und -assistenz helfen dabei, pflegerische und sexuelle Handlungen besser abzugrenzen und Übergriffen auf das Pflegepersonal vorzubeugen.“

Um adäquat auf die sexuellen Bedürfnisse von älteren Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen einzugehen, hat Österreichs größte Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen ein spezielles Curriculum für den Kurs entwickelt. „Fundiertes, theoretisches und praktisches Wissen im Umgang mit alten Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen“ will das neue Angebot vermitteln. Außerdem im Programm: „Wissen über die rechtlichen, wirtschaftlichen und strukturellen Bedingungen der Sexualassistenz und -begleitung.“

Der erste Kurs startet im Mai, Anmeldungen sind ab sofort möglich. Die Kosten liegen bei 600 Euro; Fördermöglichkeiten sind vorgesehen.

Autor*in: Harriet Langanke