Frauen mit HIV in Europa erfahren ihre Diagnose oft zu spät

3 Dezember 2019

In Europa und Zentralasien erfahren Frauen mit HIV oft viel zu spät von ihrer HIV-Infektion. Das haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) im Vorfeld des Welt-Aids-Tags bekanntgegeben. Danach wurden 2018 ein Drittel aller 141.000 neuer HIV-Infektionen in der Region bei Frauen festgestellt. 54 Prozent aller Frauen mit HIV erfuhren erst von ihrer Infektion, als ihr Immunsystem bereits geschädigt war. Frauen in den 40ern erhielten ihre Diagnose drei- bis viermal so spät wie jüngere Frauen. In 92 Prozent der Fälle galt Sex mit Männern als Übertragungsweg.

Einen Grund für die späten Diagnosen sehen WHO und ECDC in fehlenden Testangeboten. Andrea Ammon, Direktorin des ECDC in Stockholm, empfiehlt daher: „Gesundheitseinrichtungen sollten HIV-Tests aktiv anbieten“. Denn frühzeitige Diagnosen erlauben einen rascheren Therapiebeginn und verbessern damit die Chancen der infizierten Menschen auf ein langes und gesundes Leben. Zudem verhindere eine erfolgreiche Therapie weitere Ansteckungen, denn „eine effektive Therapie bedeutet, dass das Virus nicht auf andere übertragen werden kann“.

Um mehr frühzeitige Diagnosen zu ermöglichen, sollen Testangebote breiter verfügbar und einfacher zugänglich werden. Die WHO hat dazu ihre Richtlinien verstärkt. Sie umfassen nun auch Selbsttests und Tests außerhalb des Medizin-Betriebs, beispielsweise in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen. Zusätzlich soll im Gesundheitswesen das Bewusstsein für HIV bei Frauen größer werden. „Es wird Zeit, dass wir das Schweigen zur sexuellen Gesundheit von Frauen beenden und sicherstellen, dass sie gut informiert sind und sich schützen können“, sagte Piroska Östlin, amtierende Regional-Direktorin für Europa bei der WHO.

Autor*in: Harriet Langanke
Foto: UNICEF